Im August war ein weiterer FGSK Auslandflug angesagt. Leider hatte die Ausschreibung nur wenig Anklang gefunden und so waren wir schliesslich 2 Piloten, welche am Freitagmorgen, dem 12. August 2022 die gute alte HB-PHG für einen grösseren Ausflug bereitmachten.

Um 09.39h LT hoben wir ab und nahmen Kurs Richtung Sörenberg, nachdem Alpnach Tower unseren Flugplan aktiviert hatte. Via Thun und St. Imier ging es auf 6500ft über den Jura und von dort direkt nach Auxerre (LFLA). Nach einem kleinen Imbiss flogen wir weiter Richtung Nord-Westen, südlich von Paris und vorbei an Chartres zu unserem zweiten Zwischenhalt in Caen (LFRK). Nach dem Tanken zogen wir die Schwimmwesten an und starteten zum letzten Leg dieses Tages. Der östlichen Küste der Halbinsel Cotentin folgend, ging die Route zum Reporting Point BOLRO, Grenze zur FIR London. Nach Kontaktaufnahme mit London Information wurde uns mitgeteilt, dass die Danger Area EGD026 aktiv und kein Durchflug möglich sei. So kam unser Plan B zum Zug und wir umflogen die Danger Areas östlich via SOKDU. Von dort ging es weiter nord-westlich, an Yeovil Westland (dem Hauptsitz der ehemaligen Westland Helicopters) vorbei auf die Einflugroute «VFR Flat Holm» von Cardiff (EGFF). Nachdem wir den Downwind extenden und noch einen Three-sixty fliegen mussten, waren wir bereits querab der Airbase St. Athan (in der gleichen CTR wir EGFF) was beim fliegenden Piloten vorübergehend zu einigen Irritationen führte. Nach der Landung und dem Parkieren wurden wir freundlicherweise von einem anwesenden Fluglehrer im Tesla zum Bahnhof gebracht und nahmen den Zug nach Cardiff.

Die Hotelsuche erwies sich als eher schwierig, wir fanden nach einigem Suchen trotzdem ein bezahlbares Hotel mit klimatisierten Zimmern (es war über 30°C heiss in Wales!).

Nach dem Hotelbezug ging es zu unserem ersten britischen Abendessen, welches natürlich aus einigen Bier sowie Fish and Chips resp. einem Burger bestand. Nach einem Cider Schlummertrunk fielen wir nach einem sehr heissen und anstrengenden Tag müde ins Bett.

Am Samstagvormittag besichtigten wir zuerst das Cardiff Castle. Gegen Mittag fuhren wir mit dem Taxi zum Flughafen. Nach dem Tanken und Bezahlen der Gebühren bestiegen wir den Flieger und riefen Cardiff Tower auf. Dieser fragte zuerst nach dem «booking-out» (quasi einer Fluganmeldung, ohne die man in UK - wenn man keinen Flugplan hat - auf grösseren Flugplätzen nicht abfliegen kann). Wir teilten dem Tower mit, dass wir stattdessen einen ATC Flugplan aufgegeben hätten und nach kurzer Zeit wurde das Vorhandensein eines FPL bestätigt. Die nächste Hürde war die Outbound Route. In Cardiff wimmelt es von Ein- und Ausflugrouten und wir hatten prompt den Pfeil übersehen und die «Cardiff Docks» Route für den Ausflug vorgesehen. Stattdessen bekamen wir die «Wenvoe» Outbound Route, die wir jedoch wieder zuerst auf der Karte suchen mussten. Schliesslich war alles klar und wir konnten «ready to copy departure clearance» melden. Das ging dann auf Anhieb richtig und wurde mit «readback correct» bestätigt und wir erhielten die Erlaubnis zum Rollen. Nach dem Start auf Piste 12 folgten wir der «Wenvoe»-Route und flogen nördlich von Bristol Richtung Reading und dann zwischen Heathrow und Luton hindurch Richtung Rochester (EGTO), unserem Tagesziel in der Grafschaft Kent. Der Flug war recht ruppig mit dauerndem auf und ab (der AP war nicht mehr in der Lage die Höhe zu halten) und nach oben begrenzt durch die London TMA (Airspace A ab 2500ft). Unterstützt wurden wir zuerst von London Information und dann rund um London von Farnborough Radar, einer «LARS»-Station («Lower Airspace Radar Service»), welche diskret überwacht, dass man dem Aispace A nicht zu nahe kommt («H-HG what is your altitude?») und auch sonst mehr Service bietet als eine Information.

Ein paar Minuten vor unserem Ziel entliess uns Farnborough Radar mit der für uns auch am zweiten Tag noch immer unüblichen Anweisung «squawk conspicuity» und übergab uns an Rochester Information. Nachdem der Pilot flying die 830m lange Graspiste endlich ausfindig gemacht hatte, landeten wir dort, buchten dann Zimmer in der Travelodge und nahmen ein Taxi in die Stadt, wo wir nach dem Hotelbezug sofort zur Besichtigung loszogen. Rochester ist eine alte und durchaus sehenswerte, kleine Stadt mit einer Burg und es war abends viel los auf den Strassen. 

Am nächsten Tag hatten wir geplant nach Deutschland zu fliegen, eine Kaltfront im Rücken. Diese sollte im Laufe des Tages und der kommenden Nacht über den Süden Englands nach Frankreich und weiter Richtung Osten ziehen. Laut Prognosen erschien es im Raum Frankfurt am ehesten möglich, am nächsten Morgen wieder in die Luft und nach Hause zu kommen.

So nahmen wir das erste Leg von Rochester nach Le Touquet (LFAT) in Angriff. Dafür braucht es im UK keinen Zollflugplatz, es genügt ein GAR-Formular («General Aviation Report») auszufüllen und dieses als «blind transmission» an die angegebene Adresse zu mailen (das gilt auch für den Einflug).

Nach 43 Minuten Flugzeit landeten wir wieder auf dem Kontinent, nahmen im Flugplatzrestaurant eine kleine Erfrischung zu uns und machten uns dann aufs zweite Leg nach Sedan-Douzy (LFSJ), einem kleinen Platz etwa 45 Meilen westlich von Luxembourg. Nach dem Wechseln einiger Worte mit einem anwesenden Piloten, der an der Reinigung seiner zwei ULs war, starteten wir wieder. Wir riefen Paris Information und liessen unseren Flugplan aktivieren. Kurz darauf brach der Kontakt zu Paris ab, wir hörten zwar, wie er uns aufrief aber unsere Funksprüche wurden nicht mehr empfangen. Der Copilot versuchte es noch mit dem anderen Funkgerät und auch mit anderen Frequenzen, während der fliegende Pilot sich der französisch-belgischen Landesgrenze entlang schlängelte und den Lufträumen von Brussels, der Etain-Rouvres Airbase und Luxembourg ausweichen musste, eine Situation bei der man als allein fliegender Pilot ziemlich gefordert wäre. Da wir inzwischen recht nah an Luxembourg waren, riefen wir schliesslich Luxembourg Approach und erklärten, dass wir zwar noch in der FIR Paris seien aber den Kontakt verloren hätten. Das war offenbar die richtige Entscheidung, denn wir kriegten gleich die Clearance für das Crossing des Luxemburger Luftraums, den wir gemäss unserer Flugplanung eigentlich unterfliegen und nicht durchfliegen wollten.

So kamen wir südlich der Stadt Luxembourg, an Schengen vorbei nach Deutschland, überflogen die Ramstein Airbase und nach 83 Minuten landeten wir in Mannheim City (EDFM). Nach einem Afterlanding Bier im Flughafenrestaurant fuhren wir in die Stadt, bezogen das Hotel und assen danach ein ausgezeichnetes Stück Fleisch.

Am nächsten Morgen kam die grosse Überraschung: es war schon am frühen Vormittag Flugwetter! Zwar hatte es Anfangs noch eine geschlossene Wolkendecke auf etwa 3000ft, aber Richtung Schwarzwald wurde es bald wolkenlos. So kamen wir unserem Plan A folgend (Plan B wäre dem Rhein entlang mit einem Crossing von Basel gewesen) über den Schwarzwald, Lenzburg und Emmen zurück nach Kägiswil.

Nach 12 Stunden Flugzeit und 1316 Seemeilen Flugstrecke sind wir um viele Erfahrungen und schöne Erinnerungen reicher. Grossbritannien ist auf jeden Fall eine Reise mit dem Flieger wert. Für die Vorbereitung lohnt es sich sehr, die Website www.fliegen-in-uk.de von Philippe Tiemann ausgiebig zu studieren, um wertvolle und nützliche Hinweise für das Funken und Fliegen im Vereinigten Königreich zu erhalten und für die Eigenheiten der Fliegerei im UK gewappnet zu sein.